Warum eigentlich Homeoffice? Hier kommt meine Story

Mein Papa im Schlafanzug, telefoniert mit einem Kunden an seinem Schreibtisch. Schreibt mit seinem guten Kugelschreiber Notizen auf seine vielen Zettel, eingehüllt in eine blaue Rauchwolke.

Der Kachelofen bollert so heiß, dass unser Hund sich auf die kühlen Fliesen gelegt hat und döst.

Eben haben Papa und ich in der Küche Rouladen gedreht, jetzt sitze ich im angrenzenden Wohnzimmer, lese was und höre ihm beim Papierrascheln und Schreiben zu.

So erinnere ich viele Abende meiner Kindheit.
Für mich Gemütlichkeit und Wohlgefühl.

Gut, Rouladen würde ich mittlerweile nicht mehr drehen (mit 12 bin ich Vegetarierin geworden).
Und wenn ich heutzutage in Rauchwolken sitze, krieg ich Hustenreiz.

Aber was seit meiner Kindheit für mich erstrebenswert war, ist das “zuhause arbeiten”.
Geld von zuhause aus verdienen.

Ein Büro im Haus zu haben war für mich durch die Selbstständigkeit meines Vaters normal und ich habe es nie infrage gestellt.

Im Gegenteil: das wollte ich auch.

Ich wusste schon sehr früh, dass ich mich mal selbstständig machen werde und der Arbeitsplatz zuhause gehörte für mich logischerweise dazu.

Zuhause arbeiten, wenn man angestellt ist?

Jahre später, während meiner Ausbildungszeit in einem Kaufhaus, lernte ich jemanden kennen, der von seinem Arbeitgeber im “Homeoffice” arbeiten durfte.

Ich kannte den Begriff damals noch nicht und war völlig fasziniert, dass Arbeitgeber so etwas Frivoles erlauben.

Die Mitarbeitenden unbeaufsichtigt zuhause (!) arbeiten lassen!

Für mich, die sich während der Arbeitszeit kaum hinsetzen durfte, weil es sonst aussieht, als wäre man faul, unvorstellbar.

Jeden Morgen pendelte ich 40 Minuten mit meinem Ford Ka zur Ausbildungsstätte. Um dort den ganzen Tag herum gescheucht zu werden und dann abends wieder 40 Minuten zurückzufahren.

Ich weiß noch, wie ich mich immer auf die Berufsschule gefreut habe. Dann hatte ich zwei Wochen am Stück Unterricht und ab mittags frei. Das war wie Urlaub!

Ab diesem Zeitpunkt wurde diese Freiheit, das Homeoffice, für mich endgültig zum Sehnsuchtsort.

Mir war klar: so wollte ich auch arbeiten. So wie ich will und wo ich will.

Das war Jahre bevor ich New Work oder Digitale Nomaden kennenlernte und bevor ich “Wir nennen es Arbeit” von Sascha Lobo und Holm Friebe las.

Freiheit.

Das ist und war für mich der Nummer 1 Grund im Homeoffice zu arbeiten.

Heute, während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich mit einem leckeren Kaffee in meinem Zuhause-Büro, mit Blick aufs Feld.

Ein Trecker fährt vorbei.

Ich teile mir meine Zeit selbst ein und niemand sagt mir, was ich zu tun habe.

Glück.

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